Pressemitteilung: 5 Jahre im Dienst der Frühgeborenen – Frauenmilchbank-Initiative e.V. feiert 5. Gründungstag

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Seit 5 Jahren setzt sich die FMBI dafür ein, dass mehr Frühgeborene und kranke Neugeborene, deren Mütter nicht genug eigene Milch haben, Zugang zu Spendemilch erhalten. Bild: FMBI.de

Hamburg – 02. 05. 2023 – Der bundesweit tätige gemeinnützige Verein Frauenmilchbank-Initiative e.V. (FMBI) zieht fünf Jahre nach seiner Gründung Bilanz: Es gibt mehr Milchbanken, aber noch nicht alle Frühgeborenen haben Zugang zu gespendeter menschlicher Milch.

2018 in Erfurt gegründet, setzt sich die mittlerweile auf über 110 Mitglieder angewachsene interdisziplinäre Organisation dafür ein, dass alle bedürftigen Frühgeborenen in Deutschland, denen trotz optimaler Stillförderung keine Muttermilch zur Verfügung steht, einen sicheren Zugang zu Milch aus einer Frauenmilchbank erhalten. Denn vor allem für Frühgeborene und kranke Neugeborene kann die Ernährung mit Muttermilch oder Spendemilch überlebenswichtig sein.

Ein wichtiges Ziel ist nach den ersten fünf Jahren erreicht: In diesem Jahr wird es in jedem Bundesland mindestens eine Frauenmilchbank geben. In einer erfreulichen Entwicklung hat sich die Anzahl der Frauenmilchbanken seit 2018 von 20 auf rund 40 verdoppelt und einige versorgen die Frühchen von rund zehn weiteren Kliniken mit. Dabei hat die FMBI einen entscheidenden Beitrag geleistet: Erfahrene Mitglieder konnten Kliniken fachlich beim Aufbau von Frauenmilchbanken beraten. Außerdem ist durch den Verein der Austausch und die Vernetzung der verschiedenen Berufsgruppen gewachsen.

Die Initiative sieht sich trotz ihrer Erfolge weiterhin vor allem im strukturellen Bereich mit Herausforderungen konfrontiert: “Die Spendebereitschaft der Mütter ist überwältigend, es fehlt aber nach wie vor an ausreichend Frauenmilchbanken und einer nachhaltigen Betriebskostenfinanzierung“, so die FMBI. Daher gehören der Dialog und Überzeugungsarbeit bei Entscheidungsträgern der Leistungserbringer, der Kostenträger und in der Politik zu den zentralen Aktivitäten der FMBI.

Rund 160 der 216 deutschen Perinatalzentren (PNZ) fehlt immer noch der Zugang zu Spendemilch. „Wenn man bedenkt, dass ein PNZ im Schnitt zwischen 50 und 150 extreme Frühchen versorgt, wird allein an diesem Beispiel deutlich, wie wichtig eine breitere Versorgung ist.“ Nur selten geben bislang die Länder staatliche Anschubfinanzierungen. In Schleswig-Holstein griff der Landtag das Thema mit Begeisterung auf und beschloss die Finanzierung einiger Frauenmilchbanken im Rekordtempo. Andere Bundesländer sind deutlich träger. „Selbst dort, wo es Landtagsbeschlüsse gibt, wie in Thüringen, machen Landtage und Regierungen nichts oder es läuft sehr schleppend", bedauert ein Vorstandsmitglied der FMBI.

Die Krankenkassen weigern sich darüber hinaus, die laufenden Kosten zu übernehmen: “Es wird immer wieder erklärt, Ernährung sei in den Fallpauschalen enthalten. Die Versorgung mit Spendemilch ist aber für die Kliniken teurer als kuhmilchbasierte Ersatznahrung.“ Langfristig gedacht ist das ein Trugschluss, denn die Ernährung mit Spendemilch senkt deutlich das Risiko für schwere Komplikationen. „Mit Muttermilch oder Spendemilch ernährte Kinder leiden zum Beispiel deutlich seltener an schwerwiegenden Darmproblemen (Nekrotisierende Enterokolitis). Somit erspart diese Leistung Leid und ist letztlich sogar günstiger als ein Leben mit den Folgen solcher Komplikationen. Es ist eine klassische präventive Maßnahme mit gut belegtem Nutzen."

Die FMBI ruft Politik und Krankenkassen dazu auf, die Bedeutung von Frauenmilchbanken bei der optimalen Ernährung und medizinischen Versorgung Früh- und Neugeborener deutlicher anzuerkennen und angemessen zu finanzieren. Nur so kann die Versorgung der kleinen Patientinnen und Patienten langfristig gewährleistet und ihre Entwicklung zu gesunden Erwachsenen optimal gefördert werden. 

Mit Blick auf die Zukunft setzt sich die FMBI verstärkt für den Ausbau eines stabilen und breiter aufgestellten Frauenmilchbankwesens ein und informiert die Öffentlichkeit und Fachwelt über die Bedeutung von Frauenmilch. Nach den ersten 5 Jahren ist der Frauenmilchbank-Initiative wichtig: „Frauenmilchbanken: Fit für die Zukunft!“ Unter diesem Motto ist am 15. und 16. September 2023 ihr viertes Symposium in Freiburg geplant.

Für weitere Informationen und Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an:

Dr. Ulrike Sturm-Hentschel
FMBI
089-12767563
u.sturm-hentschel@fmbi.de

Gerne weisen wir an dieser Stelle bereits auf den Welttag der Milchspende am 19.5.2023 hin, den die FMBI durch Pressearbeit und in den Sozialen Medien begleiten wird.

Die FMBI ist ein bundesweit tätiger gemeinnütziger Verein, in dem sich Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte, Hebammen, Still- und Laktationsberaterinnen, Eltern und weitere Engagierte für eine bessere Verfügbarkeit von menschlicher Spendemilch für Früh- und kranke Neugeborene einsetzen.

Hintergrundinformationen

  • Mütter, die ihre Kinder stillen, schenken ihnen einen optimalen Start ins Leben. Besonders deutlich profitieren Frühgeborene und kranke Neugeborene. Doch wenn die Milch der eigenen Mutter nicht ausreicht, kann Spendemilchaus einer Frauenmilchbank überlebenswichtig sein.

  • In Deutschland gibt es rund 40 Frauenmilchbanken, die an Kliniken angeschlossen sind. Sie sammeln, untersuchen, lagern und verteilen gespendete Milch an Frühgeborene und kranke Neugeborene, die keine oder nicht genügend Milch von der eigenen Mutter erhalten können. Einige wenige Frauenmilchbanken versorgen auch andere Kliniken mit. (Zur Karte: Frauenmilchbanken in Deutschland.)

  • Menschliche Milch schützt Frühgeborene vor schwerwiegenden, manchmal sogar tödlich verlaufenden, Darmerkrankungen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass sich die Ernährung mit menschlicher Milch positiv auf die Hirnentwicklung auswirkt und in ihr enthaltene Abwehrstoffe vor Infektionen und der Frühgeborenen-retinopathie, einer Augenerkrankung, schützen.

  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), der United Nations Children’s Fund (UNICEF), die Europäische Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN) und die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde (AAP) empfehlen die Ernährung mit Spendemilch aus Frauenmilchbanken als die beste Alternative, wenn die Milch der eigenen Mutter nicht ausreicht.

  • In Deutschland gibt es über 200 Perinatalzentren, die Frühgeborene behandeln. Die Mehrheit der bedürftigen kleinen Patientinnen und Patienten hat also bislang keinen Zugang zu Spenderinnenmilch und wird mit industrieller Nahrungauf Kuhmilchbasis ernährt, wenn die Milch der eigenen Mutter nicht ausreicht.

  • Mütter, die einen großen Milchüberschuss haben, spenden jährlich tausende Liter Milch an Frauenmilchbanken in Deutschland. Sie sichern das Überleben zahlreicher Frühgeborener und tragen zu ihrer optimalen Entwicklung bei.

  • Die gemeinnützige Frauenmilchbank-Initiative e.V. ruft Politik, Behörden, Krankenkassen und Kliniken dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, damit in Zukunft alle bedürftigen Frühgeborenen Zugang zu Spenderinnenmilch aus Frauenmilchbanken erhalten. Außerdem setzt sich der Verein für eine optimale Stillförderung.

  • Die Frauenmilchbank-Initiative wurde 2018 gegründet und hat mittlerweile über 100 Mitglieder: Ärzte, Pflegepersonal, Leiterinnen und Mitarbeiter von Frauenmilchbanken, Still- und Laktationsberaterinnen, Eltern, nun erwachsene Frühgeborene und weitere Interessierte.

  • Die ersten Frauenmilchsammelstellen wurden vor über 100 Jahren gegründet. Das alte Konzept erlebt aufgrund der deutlichen wissenschaftlichen Evidenz zur Überlegenheit der menschlichen Milch im Vergleich zu Industrieprodukten ein Comeback, in Deutschland und weltweit. In der DDR wurden Frauenmilchsammel-stellen gefördert, so dass viele Frauenmilchbanken in diesem Teil Deutschlands auf eine lange Tradition zurückblicken können. (-> Mehr zur Geschichte.)